Einträge in der Datei „Gewalttäter Sport“ gehen nur langsam zurück – Bundesregierung muss ihre Versprechen einlösen

Die umstrittene Datei „Gewalttäter Sport“ war vor kurzem mal wieder Thema im Bundestag. Die Bundesregierung verschleppt die versprochene Reform dieser vielfach kritisierten Datei weiter. Der Dachverband der Fanhilfen fordert die endgültige Abschaffung der Datei.

Diese Art von Datensammlungen über Fußballfans greifen tief in die Privatsphäre der Fans ein, weil sie umfangreiche Informationen über Fans speichern, ohne einheitliche und transparente Speicher- und Löschfristen sowie Datenschutzstandards vorweisen zu können. Hier ist die Bundesregierung in der Bringschuld. Sie hat zu Regierungsantritt versprochen, die Datei „Gewalttäter Sport“ zu reformieren. Der Dachverband der Fanhilfen fordert noch weitreichendere Maßnahmen: Die Datensammlung muss umgehend gestoppt, alle gespeicherten Personen vollumfänglich informiert und die Datei anschließend vollständig aufgelöst werden. Als Grund dafür wird der rechtswidrige Umgang mit dieser Datei genannt. Es reicht ein Anfangsverdacht eines einzelnen Polizisten im Rahmen einer einfachen Personalienkontrolle, um dort eingetragen zu werden. Laut dem WDR-Magazin „Sport Inside“ sind mehr als ein Viertel der in der Datei gespeicherten Fans gar keine Gewalttäter. Die Einträge sind von 5.712 (Stand 08.04.2023) auf 5.644 Personen (Stand 15.04.2024) leicht zurückgegangen. Dies wurde kürzliche durch eine Anfrage im Bundestag öffentlich.

Linda Röttig, Vorstand im Dachverband der Fanhilfen, betont: „Dass die Einträge tendenziell weniger werden, ist ein richtiger Schritt, aber er wird viel zu langsam vollzogen. Der Dachverband der Fanhilfen kritisiert seit Langem das in der Polizei dominierende Feindbild „Fußballfan“. Die polizeieigenen Statistiken und selbst die umstrittene Datei „Gewalttäter Sport“ zeichnen ein genau gegensätzliches Bild: Die Zahlen an Verletzten und Straftaten in den Stadien sind seit Jahren rückläufig. Diese Entwicklung muss sich endlich auch in der alltäglichen Praxis der Polizei an den Spieltag widerspiegeln. Der Dachverband fordert mehr Abrüstung und Kommunikation der Polizei statt Eskalation und zunehmende Repression gegen Fans.“