Im Rahmen des Gipfels von Politik und Verbänden zur Stadionsicherheit wurden neue Repressionsmaßnahmen gegen Fußballfans angekündigt. Die getroffenen Aussagen der Sport- und Innenminister verdeutlichen die Zielvorstellungen: Die Einschränkung von Fanrechten und Beseitigung der Fankultur in der Form, wie wir sie heute kennen.
„Wir blicken weiterhin fassungslos auf die Aussagen vom vergangenen Freitag. Auf offener Bühne fand ein Überbietungswettbewerb mit Falschbehauptungen und Unwahrheiten statt. Die Zielsetzung einer völlig neuen Fanstruktur in den Kurven wurde unmissverständlich vorgetragen und von allen Beteiligten unterstützt. Kein Wort gab es hingegen zu den gewalttätigen Polizeieinsätzen der letzten zwölf Monate. Kein Wort zu den hunderten verletzten Fans durch Polizeigewalt. Selbst die polizeieigenen Statistiken rechtfertigen nicht ansatzweise das aktuelle Vorhaben. Die Art und Weise des bisherigen Prozesses und die vorgegebene Richtung sind für uns völlig inakzeptabel und erfordern eine deutliche Kehrtwende. Für uns steht fest, dass es unter den aktuellen Voraussetzungen keinerlei Zusammenarbeit mit der Politik und den Verbänden weder heute noch morgen geben kann. Wenn Fakten geleugnet und völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen unwidersprochen in den Raum gestellt werden, ist ein Punkt erreicht, an dem selbst an einen ergebnisoffenen Dialog nicht zu denken ist“, so Linda Röttig, Mitglied im Vorstand des Dachverbands der Fanhilfen e. V.
Zur Erreichung der langfristigen Zielsetzung von Politik und Verbänden wurde am Freitag verkündet, dass in einem ersten Schritt die Vergabe von Stadionverboten in den ersten beiden Ligen aus der Hoheit der Vereine in die Hände einer neuen Kommission überführt werden soll. Die bisher sinnvolle Praxis der Einzelfallbetrachtung durch die Vereine ist damit Geschichte. Ebenfalls sollen zukünftig Stadionverbote ausnahmslos sofort ausgesprochen werden, sobald ein Ermittlungsverfahren eingeleitet ist.
„Da die Verbandsspitzen diesen direkten Angriff auf die Fankultur unterstützen, müssen nun die Vereine eindeutig Position beziehen. Entweder sie stellen sich auf die Seite der Fans oder sie unterstützen einen populistischen Kurs, der einzig und allein die Konfrontation mit den eigenen Anhängern im Stadion zum Ziel hat. Die kommenden Wochen werden zeigen, wer für Fanrechte und den Erhalt der Fankultur eintritt und wer den Plan ihrer Beseitigung unterstützt. Wir jedenfalls werden uns mit aller Macht gegen den eingeschlagenen Kurs zur Wehr setzen“, stellt Linda Röttig abschließend klar.